WiYou.de - Ausgabe 1/2020

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 12020 Foto: Manuela Müller Menschenfreunde 8 Gepflegt auf Tour Altenpfleger pflegen, betreuen und beraten hilfs­ bedürftige ältere Menschen. Dauer: 3 Jahre Voraussetzungen: Für die Arbeit in der Pflege werden gesundheitliche Eignung, Einfühlungsver­ mögen, Geduld, Freude an der Arbeit mit Men­ schen, Verantwortungsbewusstsein und Belast­ barkeit erwartet. Zudem sollte man keine Berüh rungsängste haben. Bei Hauptschulabschluss: 2jährige abgeschlossene Berufsausbildung Chancen: Altenpfleger arbeiten in Altenwohn und Pflegeheimen, in Krankenhäusern und Reha­ Einrichtungen oder auch in der ambulanten Pfle­ ge. Sie können sich durch Weiterbildungen spezia­ lisieren, zum Beispiel auf Wundpflege, den Pflege bereich wechseln oder auch in die Führungsarbeit gehen als Pflegedienstleitung. Alten- pfleger (m/w/d) .Jessica wollte auf jeden Fall einen Beruf, bei dem sie viel mit Menschen zu tun hat. Ein Beruf in der Pflege stand dabei ganz oben auf ihrer Wunschliste. „Nach. .einem Praktikum im Krankenhaus dachte ich aber, das ist doch nichts für mich. Ich habe dann eine Ausbildung zur Verkäuferin gemacht, da hat man. .schließlich auch viel mit Menschen zu tun.“ Stimmt zwar, aber es war dann doch nicht genug, irgendwas fehlte Jessika. Sie gab der Pflege eine zweite Chance,. .diesmal im ambulanten Pflegedienst. „Und das passte dann doch.“. Jessica arbeitete dabei nach demWechsel aus dem Verkauf in die Pflege zu­ nächst als Pflegehelferin. „Das hat mir wirklich Spaß gemacht und ich wollte mich in diesem Bereich weiterqualifizieren, mehr Verantwortung übernehmen und die Behandlungspflege mit durchführen. Deshalb habe ich mich für die Ausbildung zur Altenpflegerin entschlossen.“ Diese absolviert sie an der Berufsfachschule der Gothaer Bildungsgesellschaft. Ab dem neuen Ausbildungsjahr wird es eine neue, generalisierte Pflege­ ausbildung geben. Jessica lernt noch den „alten“ Beruf. Ihre Ausbildung dau­ ert drei Jahre. „Los ging es in der Schule mit der Theorie der Grundpflege und dem Üben der ersten pflegerischen Handgriffe. Die müssen sitzen, bevor man zum ersten Mal an einen Patienten darf. Deshalb wird erstmal an den Pflege­ puppen geübt.“ Die Theorie sei wirklich umfangreich, die solle man nicht un­ terschätzen. „Anatomie, Pathologie, Psychologie, Pflege, Arzneimittel – es ist wirklich viel, aber auch sehr interessant.“ In der Praxis fährt man als Schüler erstmal nur mit und guckt zu. „Wenn man sich bereit fühlt, darf man dann auch selbst Aufgaben übernehmen.“ Bis man so selbstständig wie Jessica ist, dauert es aber eine Weile. Sie ist nun im drit­ ten Lehrjahr schon allein unterwegs. Jessicas Tag beginnt morgens in der Zentrale. „Wir treffen uns alle, bespre­ chen uns kurz und dann fahren wir los zu unseren Touren. Ich habe einen fes­ ten Plan mit zeitlichen Vorgaben. Die Besuche bei den Patienten dauern un­ terschiedlich lange. Mal müssen nur Medikamente oder eine Insulinspritze verabreicht werden, bei anderen geht’s um die Grundpflege wie Waschen und Anziehen oder auch um Verbandswechsel.“ Gerade bei neuen Patienten habe auch Jessica immer noch eine kleine Hemmschwelle zu überwinden. „Man kommt fremden Menschen sehr nah. Das ist am Anfang nicht so leicht.“ Grundsätzlich solle man aber keine Berührungsängste haben und offen sein. Zu Jessicas Aufgaben können auch mal kleinere Haushaltstätigkeiten, wie Essen warm machen oder kurz den Tisch abwischen. „Außerdem berate ich Patienten und Angehörige, zum Beispiel zum Thema Ernährung.“ Wichtig sei, zu verstehen, dass man zum Alltag der Menschen gehöre. „Ich gehe da nicht nur hin und erledige stumm meine Arbeit. Das Schöne – im Gegensatz zur Arbeit auf der Station – ist, dass ich immer nur einen Patienten habe, auf den ich mich voll konzentrieren kann. Ich lerne sie richtig kennen und mit der Zeit schließe ich viele ins Herz.“ Gerade in der Altenpflege kommt man dabei auch nicht um das Thema Sterben und Sterbebegleitung herum. „Das ist für mich die größte Herausforderung. Wir reden untereinander viel darüber, auch in der Schule. Aber man muss schon eine gewisse psychische Stabilität mitbringen – auch, weil die Patienten nicht immer gut drauf sind und man sie nicht immer zufrieden stellen kann. Aber das Gefühl, helfen zu kön­ nen, überwiegt.“ (mü)

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